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1992-08-01
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22KB
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318 lines
Hier mal ein paar seiten aus einem Buch, in dem auch mal Commodore erwΣhnt
wird. Das Buch ist lesenswert, es berichtet ⁿber alles, was dazugeh÷rt,
die Erfindung des Mikroprozessors, SUN, IBM, Altair, ....
Die Silicon Valley Story
Bob McSummit / Joe Martin
Systhema Verlag GmbH, 1989
ISBN 3-89390-336-4
Von Commodore ...
Die Geschichte Commodores hatte, darⁿber mu▀ man sich im klaren sein,
einen enormen Einflu▀ auf die Mikrocomputerszene, auch wenn diese
Geschichte nicht unmittelbar im Silicon Vally geschrieben wurde. Aber die
Silicon Valley Story lebt durch die Menschen, die sie geprΣgt haben. Steve
Jobs und Steve Wozniak, Chuck Peddle, Bill Hewlett und Dave Packard sind nur
einige aus der schier endlosen Reihe derjenigen, die mehr oder weniger
Gro▀es fⁿr die Entwicklung der Computerindustrie geleistet haben.
Auch der Grⁿnder, die treibende Kraft, die hinter Commodore steht, ein
Mann namens Jack Tramiel, hatte einen bedeutenden Einflu▀ auf den Gang der
Computergeschichte. Dies vielleicht nicht zuletzt auch deswegen, weil er
schlie▀lich auch wieder im Silicon Valley gelandet ist. Heute leitet er
die Firma Atari und schreibt dort ebenfalls neuerlich ein weiteres Kapitel
Computergeschichte. Eigentlich hat er die Leitung in der Zwischenzeit, seit
1989, an seinen Sohn Sam Tramiel abgegeben, aber er gilt noch immer als
graue Eminenz und beeinflu▀t strategische Entscheidungen noch in gro▀em
Umfang.
Jack Tramiel ist als hartgesottener GeschΣftsmann bekannt, und mit seinem
auf den Verkauf gro▀er Stⁿckzahlen ausgerichteten Konzept brachte er
sowohl Commodore als auch spΣter Atari auf einen schier unglaublichen
Erfolgskurs. Nachdem er Atari ⁿbernommen hatte, Σu▀erte ein Mitarbeiter
von Atari einmal: 'Es ist mir ein besonderes Vergnⁿgen, bei einer Firma
beziehungsweise mit einem Chef zu arbeiten, der erneut innerhalb weniger
Jahre die Milliardengrenze ⁿberschreitet.'
Er spielte damit darauf an, da▀ Commodore unter Tramiel ⁿber eine
Milliarde Dollar umsetzte und jedes Jahr enorme Zuwachsraten verzeichnen
konnte. Unter der Leitung Tramiels galt fⁿr Atari dieselbe Entwicklung.
Tramiel hatte nicht nur Entwicklungpotential von Commodore abgezogen,
sondern auch gleich das halbe Managment mit zu Atari genommen.
Tramiels Ziel war es immer, der Allgemeinheit die neusten technischen
Errungenschaften verfⁿgbar zu machen. Durch Dumping-Preise zettelte er
regelrechte Kriege an, die unter der Bezeichnung 'Die Homecomputer-Kriege'
weltweit berⁿhmt und berⁿchtigt wurden.
Jahre spΣter, nachdem er Commodore bereits verlasen hatte, Σu▀erte er
anlΣ▀lich einer Pressekonferenz in seiner Eigenschaft als Chef von Atari
einmal: 'Business is war!' Dies war ⁿber all die Jahre hinweg, in denen er
Commodore aufbaute, sein Leitspruch gewesen. Fⁿr ihn war das GeschΣft
immer Krieg - ein Kampf gegen seine Konkurrenten. Ein Krieg, bei dem man
stets darauf bedacht sein mu▀te, zu ⁿberleben, bei dem es darauf ankam,
die Nase vorn zu haben, als erster auf dem Markt zu sein und das
attraktivste Angebot zu machen. Als er dann zu Atari wechselte, ging dieser
Krieg unvermindert weiter. Aber es wurde nun in erster Linie ein Kampf
gegen Commodore, der nicht nur technologie- und marktbestimmt war, sondern
bei dem auch die pers÷nliche Komponente eine wichtige Rolle spielte.
Tramiels Geschichte ist die des berⁿhmten TellerwΣschers, der zum
MillionΣr wird. Er stamt aus Polen und mu▀te vor den Nazis in die USA
fliehen. Im Alter von 20 Jahren kam er nach dem zweiten Weltkrieg nach New
York und verdiente sein erstes Geld als Taxifahrer. In New York liegen auch
die Ursprⁿnge der Firma Commodore. WΣhrend seiner Dienstzeit bei der
US-Army lernte Jack Tramiel alles ⁿber Schreibmachinen. Er reparierte sie
und machte sich schlie▀lich mit einem anderen ehemaligen Armee-Angeh÷rigen
namens Manny Kapp selbststΣndig. Die beiden grⁿndeten eine Firma mit dem
Namen 'Commodore Portable Typewriter'. Die Legende erzΣhlt, da▀ der Name
Commodore von den beiden gewΣhlt wurde, weil sie als Firmennamen einen
hohen militΣrischen Rang verwenden wollten, die Bezeichnung 'Admiral'
jedoch schon von einer anderen Firma gefⁿhrt wurde. So stand der
Commodore, ebenfalls ein hohes Tier beim MilitΣr, Pate fⁿr die
neuzugrⁿndende Firma.
Der Sitz des Unternehmens lag in dem berⁿhmt-berⁿchtigten New Yorker
Stadtteil Bronx. Das GeschΣft wurde 1956 nach Toronto verlegt, weil Jack
Tramiels Frau von dort stammte und Kanada einige finanzielle Vorteile bot.
Au▀erdem erwies sich Toronto in Kanada als wesentlich gⁿnstigerer Standort
als die Bronx in New York. Das AnfangsgeschΣft, das im wesentlichen auf
der Reparatur von Schreibmaschinen basierte, war fⁿr Jack Tramiel bereits
nach kurzer Zeit nicht mehr lukrativ und befriedigend genug.
Er Σnderte den Namen in 'Commodore Business Machines' und verkaufte neben
Schreibmaschinen auch Rechenmaschinen, eine tschechische Schreibmaschine bot
er sogar im Alleinvertrieb an.
Jack Tramiel hatte zwar gro▀e PlΣne, aber es fehlte am n÷tigen Kapital
fⁿr die Umsetzung seiner PlΣne. ▄berzeugt davon, da▀ der Erfolg sich
einstellen werden, sobald nur die erforderliche Kapitalbasis zur Verfⁿgung
stⁿnde, suchte er den Kontakt zu einem kanadischen Risikokapitalanleger,
der jedoch ⁿber einen zweifelhaften Ruf verfⁿgte - Paul Morgan. Morgans
Firma Atlantic Acceptance finanzierte Commodore und viele andere Firmen und
verquickte diese Firmen dabei so innig miteinender, da▀ die kanadische
Staatsanwaltschaft letztendlich einige FΣlle des Kapitalbetrugs sowie der
B÷rsenmanipulation aufzudecken hatte.
Nach gerichtlichem Nachweis der Manipulation der Bⁿcher und weiterer
betrⁿgerischer AktivitΣten wurde die Firma Atlantic Acceptance
geschlossen. Tramiel konnte verhindern, da▀ seine Firma Commodore zu tief
in diesen Finanzskandal verwickelt wurde, und es gelang ihm, sich von Morgan
so weit zu distanzieren, da▀ er Commodore weiterfⁿhren konnte.
Nichtsdestotrotz hatte Tramiel nach dem Niedergang von Atlantic Acceptance
neuerlich mit Finanzproblemen zu kΣmpfen. Also suchte er weiter und fand
schlie▀lich Irving Gould, einen weiteren Risikokapitalanleger aus Kanada.
Gould erhielt von Tramiel einen Anteil, der es ihm erlaubte, die Firma
Commodore zu kontrollieren. Er finanzierte Commodore und wurde
Vorstandsvorsitzender.
Obwohl Irving Gould diese Position des Vorstandsvorsitzenden innehatte,
gestatte er Jack Tramiel, die Firma nach eigenen Vorstellungen aufzubauen
und zu leiten. 1968 reiste Jakc Tramiel nach Japan und sah sich dort mit
einer technischen Revolution konfrontiert, die er sofort in die USA
importierte - diese Revolution stand in Zusammenhang mit elektronischen
Taschenrechnern. Diese Taschenrechner gab es zwar auch in den USA -
schlie▀lich stammten die meisten von dort - die Japaner waren aber einfach
entscheidend billiger.
Anfang der siebziger Jahre gelang es Tramiel, als einer der fⁿhrenden
Anbieter von Taschenrechnern auf dem amerikanischen Markt akzeptiert zu
werden. Den Firmensitz hatte er zwischenzeitlich nach Kalifornien ins
Silicon Valley verlegt. Dort hatte er nicht nur eine Niederlassung, sondern
baute auch eigene Taschenrechner mit Chips, die er von Texas Instruments
bezog. Doch gerade der Zulieferer Texas Instruments sollte ihn innerhalb
kⁿrzester Zeit - Anfang 1975 - in enorme Schwierigkeiten bringen.
In diesem Jahr entschied sich Texas Instruments dafⁿr, angeregt durch den
Erfolg ihres Kunden Commodore und den anderen Unternehemen, selbst
Taschenrechner auf den Markt zu bringen. Dadurch wurde ein Konkurrenzkampf
entfesselt, der in einen absoluten Preiskrieg ausartete.
Innerhalb nur weniger Monate war der Preis fⁿr einen Taschenrechner, der
bis dato 100 Dollar gekostet hatte, auf weniger als 10 Dollar gefallen.
Trotz eines Umsatzes von 50 Millionen Dollar verlor Commodore im Jahr 1975
dadurch rund 5 Millionen Dollar. Fⁿr Jack Tramiel war dies eine bittere
Lehre, und er beschlo▀, fⁿr die Zukunft Schritte zu unternehmen, die ein
Σhnliches Vorkommnis ausschlie▀en sollten. Er entschied sich schlie▀lich
- nachdem er den Markt beobachtet und sich orientiert hatte - dafⁿr, eine
Halbleiterfirma in Pennsylvania aufzukaufen.
Diese Firma hie▀ MOS-Tech, und Commodore bezog, neben den Chips von Texas
Instruments, auch einige von MOS-Tech. Er glaubte, durch den Besitz einer
eigenen Halbleiterfabrik zukⁿnftigen HalbleiterengpΣssen dieser Bauteile
entgehen zu k÷nnen. Au▀erdem konnte eine Halbleiterfirmam die zur eigenen
Unternehmensgruppe geh÷rte, mit Sicherheit nicht ein Konkurrenzprodukt auf
den Markt bringen. Durch den Aufkauf von MOS-Tech Σnderte sich einiges in
der Computerszene. Commodore und Jack Tramiel, die bisher nichts mit
Computern zu tun gehabt hatten, kamen zum ersten Mal mit einem Mikrocomputer
in Berⁿhrung.
MOS-Tech hatte den 6502-Mikroprozessor anzubieten und verkaufte ihn an
jeden, der ihn haben wollte. Es handelte sich hierbei um den ersten
Mikroprozessor, den man frei kaufen konnte, und er kostete auch nur circa 20
Dollar. Dadurch wurde er fⁿr jedermann erschwinglich, und zu den ersten,
die einen 6502 erstanden, geh÷rte eine Gruppe von HP-Ingenieuren, unter
denen sich Steve Wozniak befand. Wozniak ist noch heute davon ⁿberzeugt,
da▀ es der 6502 war, der ihn zum Bau des Apple I veranla▀t hat. So wurde
der 6502 auch zu einem Mikroprozessor, der in vielen Computern Einsatz fand,
unter anderem auch im Apple II und im Commodore VC 20, einem der ersten
preisgⁿnstigen Heimcomputer.
Neben dem Halbleiterbaustein 6502 hatte MOS-Tech auch noch eine Art
Entwicklungssystem fⁿr den 6502 im Vertriebsprogramm. Mit Hilfe dieses
6502-Bausatzes, der unter der Bezeichnung KIM-1 verkauft wurde, konnten
Entwickler die ersten 'Gehversuche' mit dem 6502 unternehmen. Der KIM-I
hatte eine hexadezimale Tastatur und eine LED-Anzeige, ⁿber die sich die
Ein- und Ausgabesignale des Mikroprozessors ⁿberwachen und beeinflussen
lie▀en. Der KIM-1 war eigentlich bereits ein 'richtiger' Computer und
avancierte Ende 1975 zum Verkaufsschlager.
Tramiel erwarb MOS-Tech im Oktober 1975 und stie▀ bei einem seiner
RundgΣnge durch die Firma auf den Nachfolger des KIM-1. Dieser Computer
war von Chuck Peddle, einem MOS-Tech Ingenieur, entwickelt worden und
bediente sich des von MOS-Tech vertriebenen 6502-Mikroprozessor-Chips.
Peddle hatte mehrfach versucht, den Entwurf dieses Personal Computers zu
verkaufen. Nachdem bislang niemand Interesse an diesem GerΣt hatte, fand
Peddle in Jack Tramiel nun einen neuen Firmenbesitzer, der die von ihm
propagierte Marschrichtung sofort einschlug und seinen Computer unter dem
Namen PET vermarktete.
Schon im Dezember 1976 wurde der PET angekⁿndigt. Die Auslieferung
verz÷gerte sich dann jedoch noch so lange, das der Apple II vorher auf den
Markt kommen konnte und der PET dann nur noch zweiter wurde. Der PET war
ein Riesenerfolg, er hatte jedoch nur einen geringen Einflu▀ auf die
amerikanische Computergeschichte, weil Tramiel den PET ⁿberwiegend auf dem
europΣischen Markt verkaufte.
PET steht fⁿr 'Personal Electronic Transactor', oder, wenn man b÷sen
Zungen Glauben schenken m÷chte, fⁿr 'Peddle's Ego Trip'. Der PET war aber
nur der Auftakt fⁿr eine Entwicklung auf dem Heimcomputersektor, die
ihresgleichen sucht.
Tramiel hielt Ausschau nach einer besonderen Nische im immer heftiger
umkΣmpften Comutermarkt. Es positionierte GerΣte, den PET, den VC20 und
spΣter auch den Commodore 64, am unteren Ende des Marktes. Sein Wahlspruch
lautete 'For the masses not for the classes'. In diesem Motto kommt zum
Ausdruck, da▀ Tramiel ein Produkt anstrebte, da▀ sich jedermann leisten
konnte, und das nicht nur einer bestimmten Einkommensgruppe vorbehalten
blieb. Um sein Ziel zu erreichen, nahm er auch QualitΣtsverluste hin und
vertrat eine rigorose Auffassung, was den Support und das Marketing anging.
Die produzierten Computer mu▀ten genauso schnell, wie sie produziert
wurden, auf dem Weltmarkt verkauft werden.
Sollte hierbei unter UmstΣnden die eine oder andere Serie zur Auslieferung
kommen, die fehlerhafte Chips beinhaltete oder andere MΣngel aufwies, so
war dies von untergeordneter Wichtigkeit. Die Hauptsache war, die Maschinen
wurden verkauft und der Umsatz stimmte. Umtauschen konnte man die GerΣte
immer noch. Commodore konnte sich diesen Standpunkt leisten, weil man auf
diesem Feld der alleinige Anbieter war.
Der Umsatz von Commodore betrug 1967 50 Millionen Dollar und ⁿberstieg die
Milliardengrenze im Jahr 1984. Zusammen mit dem Umsatz stieg der Gewinn von
3.4 Millionen im Jahr 1977 auf ⁿber 100 Millionen Dollar 1984. Fⁿr die
wenigen Investoren, die 1977 an der B÷rse eine Commodore-Aktie gekauft
hatten, stellte sich der 60fache Gewinn innerhalb von sieben Jahren ein.
Keiner hatte dies jemals vorausgesehen, und nie hatte es eine Empfehlung
fⁿr Commodore-Aktien gegeben. Jack Tramiels Aktienbesitz wurde im Januar
1984, dem Zeitpunkt, zu dem er Commodore verlie▀, auf circa 100 Millionen
Dollar geschΣtzt.
Der Krieg, den Jack Tramiel angezettelt hatte, tobte mit solcher
Heftigkeit, da▀ einige gro▀e Konkurrenten schlie▀lich kapitulierten. Zu
ihnen geh÷rte Texas Instruments. Dieses Unternehmen zog sich aus dem
gesamten Heimcomputermarkt zurⁿck, weil sie sich dem Mann, dem sie selbst
von Jahren durch den Einstieg in den Taschenrechnermarkt erheblichen Schaden
zugefⁿgt hatten, geschlagen geben mu▀ten.
Mattell, der Hersteller von Spielwaren, und Timex, der Uhrenproduzent,
versuchten ebenfalls vergeblich, auf dem Heimcomputermarkt Fu▀ zu fassen
und mu▀ten schlie▀lich aufgeben. Atari, der wohl hΣrteste Konkurrent von
Commodore, mu▀te Verluste in H÷he von Hunderten von Millionen Dollar
hinnehmen.
Eine der Eigenarten von Jack Tramiel bestand darin, mit Commodore aus
steuerlichen Grⁿnden stΣndig umzuziehen. Aus diesem Grunde lΣ▀t sich
ⁿber seine geographische Zugeh÷rigkeit zum Silicon Valley keine eindeutige
Aussage machen. Doch durch seine ▄bernahme der Firma Atari im Jahr 1984
mu▀ man ihn nun wieder ganz klar dem Silicon Valley zuordnen. Atari hatte
seit seiner Grⁿndung durch Nolan Bushnell seinen Hauptsitz in Sunnyvale,
Californien, und auch Jack Tramiel hat ihn bis heute nicht verlegt.
Bei Commodore lΣ▀t sich jedoch, neben den Ursprⁿngen in New York und dem
Sitz in Kanada, ein steter Wechsel des GeschΣftssitzes zwischen
Pennsylvania und Silicon Valley verzeichnen.
Anfang 1984 schockierte Jack Tramiel die Branche durch seinen Weggang von
Commodore. Er, der Grⁿnder, verlie▀ Commodore! Die Beweggrⁿnde dafⁿr
wurden niemals bekannt. Es gab nur einige offizielle Stellungnahmen und
eine wild brodelnde Gerⁿchtekⁿche.
Kaum war dieses Gerede verebbt, versetzte Tramiel der Branche einen zweiten
Schock.
Er hatte die hochverschuldete Firma Atari von der Warner Communication
Group ⁿbernommen. Das Besondere an diesem Deal bestand darin, da▀ er
nicht einen einzigen Dollar fⁿr die ▄bernahme bezahlt, sondern lediglich
Schuldverschreibungen fⁿr 240 Millionen Dollar unterzeichnet hatte. Diese
Schuldverschreibungen waren jedoch nach einem bestimmten Modus nur dann
zurⁿckzuzahlen, wenn es ihm gelang, Atari wieder in die Gewinnzone zu
fⁿhren.
Tramiel ⁿbernahm Atari auf dem H÷hepunkt seiner Karriere und war willens,
dieser Firma, die er selbst - als er noch Commodore befehligte, - an den
Rand des Ruins getrieben hatte, als Speerspitze gegen Commodore einzusetzen.
Seine drei S÷hne und einige Techniker und Entwicklungsingenieure verlie▀en
Commodore mit ihm und wechselten zu Atari. Seine erste Amtshandlung nach
der ▄bernahme von atari war die Entlassung von ⁿber 700 Mitarbeitern.
Darⁿber hinaus stellte er zwei Produktlinien ein, verkaufte freiwerdende
ProduktionsstΣtten und Grundstⁿcke und senkte die Kosten drastisch, wo
immer dies machbar war.
Gerⁿchteweise war zu h÷ren, da▀ Jack Tramiel Commodore verlassen hatte,
weil ein Bruch zwischen ihm und Irving Gould nicht mehr vermeidbar gewesen
sei und die beiden nicht mehr miteinander ausgekommen seien. Irving Gould
ⁿbernahm deswegen kurzzeitig das Ruder und betraute einige
GeschΣftsfⁿhrer mit der Position, die vormals Jack Tramiel innegehabt
hatte. Keiner dieser Tramiel-Nachfolger konnte sich jedoch lange halten,
und Gould ist heute noch die treibende und entscheidende Kraft, die hinter
Commodore steht.
Commodore, das Unternehmen, das mit den erfolgreichen 64er Computern in
wenigen Jahren zur Nummer eins auf dem Markt geworden war, kaufte nach dem
Weggang von Jack Tramiel eine kleine Firma im Silicon Valley auf, die sich
mit der Entwicklung und Herstellung von Homecomputern befa▀te, die auf
einem Motorola-68000-Chip basierten. Diese Firma hie▀ 'Amiga Corp.' und
hatte einen neuen Heimcomputer entwickelt, der geeignet war, die Nachfolge
des legendΣren 64er anzutreten. Angelehnt an den Firmennamen hei▀t auch
der Computer 'Amiga'. Der Amiga war eine 16/32-Bit-Maschine, die neue
Standards fⁿr Sound und Grafik setzte. Der Amiga wurde nach der Aquisition
Commodores Gegenstand einiger erbittert gefⁿhrter Rechtsstreitigkeiten
ⁿber das Copyright des Amiga. Der Streit entbrannte zwischen Atari und
Commodore, nachdem Tramiel Atari ⁿbernommen hatte.
Tramiel behauptete, der Verkauf an Commodore versto▀e gegen
Vereinbarungen, die zwischen Atari und der Firma Amiga Corp. bestanden. Er
verlangte kurzerhand 150 Millionen Dollar Schadenersatz. Gleichzeitig
klagte er auch gegen Commodore, weil die im Amiga benutzten Chips
Patentrechte von Atari verletzten. Commodore erhob seinerseits natⁿrlich
in ⁿblicher Silicon Valley-Manier ebenfalls Klage. Atari, so lautete die
Begrⁿndung, sei nur vor Gericht gezogen, weil die Auslieferung des Amiga
verhindert werden solle. Sicherlich war dies einer der Grⁿnde, die Tramiel
diesen Rechtsstreit anzetteln lie▀en. Schlie▀lich hatte er seinen Amiga -
Σhnlichen Computer unter dem Namen ST-Computer kurze Zeit vorher auf den
Markt gebracht. Er war auf diesem Feld der 16/32-Bit-Heimcomputer noch ohne
Konkurrenz, und wenn er es schaffen sollte, den Commodore-Amiga
zurⁿckzuhalten, dann wⁿrde er auch weiterhin konkurrenzlos verkaufen
k÷nnen.
Andere Stimmen behaupten, der pers÷nliche Streit zwischen Tramiel und
Gould sei einer der Hauptgrⁿnde fⁿr diesen 'Budenzirkus' gewesen.
Immerhin war die Klage so bedeutsam, da▀ Commodore zwei Jahre lang
gezwungen war, seine AktionΣre in dem jeweilgen Jahresbericht auf diesen
noch offenen Rechtsstreit hinzuweisen. Dieser Streit wurde dann im MΣrz
1987 au▀ergerichtlich beigelegt, und man fand zu einer einvernehmlichen
Einigung.
WΣhrend Jack Tramiel mit dem ST-Computer ein Amiga-Σhnliches Produkt noch
vor dem Amiga auf den Markt gebracht hatte, wurde der Amiga fⁿr Commodore
nach anfΣnglichen Schwierigkeiten der ersten Baureihe zu einem Markterfolg,
der dem des Commodore 64 kaum nachsteht. Am Anfang war die Technik des
Amiga noch nicht ganz ausgereift, und der Benutzer hatte manchen
Datenverlust zu beklagen. Im westdeutschen Werk Braunschweigwurde dann aus
dem Amiga 1000 der Amiga 2000 entwickelt. Dieser, der zusammen mit dem
Amiga 500 die Amiga-Reihe bildet, war dann endlich ausgereift und verhalf
dem Amiga zu dem n÷tigen seri÷sen Auftreten. Der 500er wurde zum reinen
64er-Nachfolger und gilt als Spielecomputer der Spitzenklasse. Der Amiga
500 wird heute offiziell als Nachfolger des Commodore 64 bewertet, obwohl
auch der 64er nach wie vor jedes Jahr in einer Stⁿckzahl von
Hunderttausenden verkauft wird. Weltweit sind einige Millionen 64-Computer
im Einsatz, und die Zahl der verkauften Amiga-GerΣte hat die
Millionengrenze ebenfalls bereits ⁿberschritten.
Einer der gr÷▀ten MΣrkte und einer der HauptumsatztrΣger liegt in
Europa, und hier ist es besonders Deutschland, wo schon zu Tramiels Zeiten
eine starke Marktposition aufgebaut worden war. Interessanterweise hat sich
auch Atari auf dem westdeutschen Marlt extrem gut etablieren k÷nnen, nicht
zuletzt, weil Tramiel nach dem Weggang von Commodore einige der
Stⁿtzpfeiler des westdeutschen Commodore-GeschΣftes zu Atari Deutschland
abwerben k÷nnte.
Nachdem Commodore die Marktfⁿhrerschaft im Heimcomputerfeld ⁿbernommen
hatte, entschlo▀ sich Irving Gould mit seinem Managment, im Bereich des bis
1985 zum Industriestandard avancierten IBM PC Personalcomputers aktiv zu
werden. Commodore bietet heute eine vollstΣndige Reihe IBM-kompatibler
PC's. Angefangen vom kleinen IBM-PC Kompatiblen mit zwei Laufwerken bis hin
zum IBM-AT-kompatiblen Rechner verfⁿgt Commodore ⁿber eine vollstΣndige
Computerreihe fⁿr die GeschΣftswelt und ist auch in diesem Markt sehr
erfolgreich.